Sonne und Hitze

Mit diesen Maßnahmen können Sie hitzebedingte Erkrankungen am Arbeitsplatz verhindern

Am Himmel strahlende Sonne mit Thermometer über 30 Grad.
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Hohe Temperaturen belasten den Körper stark. Hitze beeinflusst den Kreislauf und kann sogar bis zum Tod führen. Schon bevor die ganz heißen Temperaturen einsetzen, sollten bereits vorbeugend Schutzmaßnahmen nach dem TOP-Prinzip gegen Gefährdungen durch Hitze auf Baustellen geplant werden.

Arbeitsbedingte Hitzebelastungen entstehen insbesondere bei der Kombination von hohen Temperaturen und (schwerer) körperlicher Arbeit, welche zu einem erhöhten Wärmeabgabebedarf führt.
 

Weitere Einflussfaktoren sind:

  • Luftfeuchtigkeit
  • Sonnen- und Windverhältnisse sowie
  • Arbeits- und Schutzkleidung
     

Die persönliche Beanspruchung wird maßgeblich mitbestimmt durch:

  • Akklimatisationszustand
  • körperliche Fitness
  • Erkrankungen und Medikamente
  • (ausreichende) Flüssigkeitszufuhr

Schafft es der Körper nicht mehr, seine Kerntemperatur stabil zu halten, kann das zu lebensbedrohlichen Erkrankungen (zum Beispiel Hitzschlag) führen. Hinzu kommt, dass Hitzestress das Risiko für Unfälle am Arbeitsplatz erhöht.

Beschäftigte der Baubranche, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Alter über 50 Jahre und neu eingestellte Beschäftigte (innerhalb von zwei Wochen nach Arbeitsbeginn) sind gefährdeter für hitzebedingte Erkrankungen als andere.
 


 

Warnsignale – Aufmerksamkeit kann Schlimmeres verhindern

Anzeichen von hitzebedingten Erkrankungen können sein:

  • Übelkeit
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • großer Durst
  • Krämpfe
  • Unruhe
  • Aggressivität
  • Verwirrtheit

Die einzelnen Symptome müssen nicht zwingend vollzählig oder in einer bestimmten Reihenfolge auftreten.
 

Wichtig ist, dass solche möglichen Warnsignale bei sich selbst oder bei Kollegen frühzeitig wahr- und ernst genommen werden.

Schatten, Kühlung (zum Beispiel durch feuchte Tücher) und Erste Hilfe müssen dann schnell organisiert werden.
 

Erste-Hilfe-Rettungskarte Akute Hitzeerkrankungen
  • Bildquelle: BG BAU

Die Erste Hilfe Karte können Sie im Medien-Center bestellen oder als PDF herunterladen.

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Für den Notfall muss klar sein:

  • sofort den Rettungsdienst alarmieren (Tel. 112)
  • betroffene Person in den Schatten bringen
  • bei Überhitzung mit feuchten Tüchern oder mit Wasser kühlen
  • bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage
  • bei Atemstillstand Wiederbelebungsmaßnahmen durchführen, bis der Rettungsdienst eintrifft

 

Gefährdungsbeurteilung Hitze – vorausschauend planen, damit die Beschäftigten sicher arbeiten können

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um hitzebedingte Leistungseinschränkungen und Erkrankungen am Arbeitsplatz zu minimieren.

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Ein komplettes Hitzeschutzprogramm beinhaltet

  • vorausschauende Gefährdungsbeurteilung
  • die Begrenzung der Hitzeexposition
  • die Verringerung der inneren Wärmebelastung
  • die Erleichterung der Wärmeabgabe
  • die Sicherstellung einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr
  • die Akklimatisierung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
  • die Sicherstellung von Erste-Hilfe-Maßnahmen
  • und regelmäßige Unterweisungen zum Thema Hitze

Um die Hitzebelastung der Beschäftigten sachgerecht einschätzen und entsprechend planen zu können, kann man neben der allgemeinen Wettervorhersage für den Baubereich insbesondere folgende Angebote nutzen:

Ohne Registrierung erhält man auf der Heatshield-Plattform in Kartenform eine Hitzestressprognose für die kommenden vier Wochen, mit Registrierung zusätzlich „maßgeschneiderte“ Informationen. Dieses Instrument berücksichtigt neben allen relevanten Wetterfaktoren am Arbeitsort auch die Arbeitsschwere, Größe und Gewicht sowie den  Akklimatisierungszustand der beschäftigten Person. Verhaltensempfehlungen hinsichtlich Trinkmenge und Arbeitspausen werden gegeben (derzeit in 6 Sprachen verfügbar).

Einen ausführlichen Beitrag dazu lesen Sie in diesem Artikel der BauPortal.
 

Die ClimApp ermittelt das aktuelle Hitzestressrisiko und gibt eine Vorhersage für die kommenden 24 Stunden. Dazu erfasst sie relevante Wetterfaktoren des Standortes und berechnet - nach Eingabe von Alter, Geschlecht, Größe, Gewicht, Arbeitsschwere, Bekleidung und Akklimatisierungszustand - die genauen Werte für die Schweißrate, die prognostische Wärmebeanspruchung des Körpers (PHS;  Perceived heat strain nach ISO 7933) und - für Fachleute - die effektive „Wet bulb globe temperature“ (WBGT). Auch hier erhalten die Nutzerinnen und Nutzer Verhaltenshinweise. 
 

Wirksame Maßnahmen nach dem TOP-Prinzip treffen – äußere und innere Hitzebelastung senken

Die Rangfolge technische – organisatorische – persönliche Schutzmaßnahmen gilt grundsätzlich auch in Bezug auf Sommerhitze an Außenarbeitsplätzen. Im Ergebnis muss es für die Beschäftigten möglich sein, ihr inneres Temperaturgleichgewicht stabil zu halten.

Diese vier Handlungsfelder bieten die Möglichkeit, die Hitzebelastung bei der Arbeit zu senken:

  • Schattenspender
  • Klimatisierung (zum Beispiel von Fahrerkabinen)
  • Arbeitszeitverlagerung in kühlere Tageszeiten
  • Vermeidung oder Minimierung zusätzlicher Wärmequellen
     

  • Senkung des Arbeitspensums
  • Verringerung der körperlichen Arbeitsschwere durch Einsatz von Hilfsmitteln
  • zusätzliche Pausen
  • Vermeidung „schwerer“ Mahlzeiten
     

  • Einsatz von Kühlkleidung
  • Tragen einer Kopfbedeckung mit angefeuchtetem Nackenschutz
  • zusätzliche Luftbewegung (Ventilator)
  • Pausenmöglichkeiten in kühlerer Umgebung
     

  • Bereitstellung von ausreichend Getränken wie Wasser, Tee oder verdünnte Fruchtsäfte
  • Einplanung regelmäßiger Trinkpausen
     

Akklimatisierung - an Hitze kann man sich gewöhnen

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Akklimatisierung


ist die erfolgreiche physiologische Anpassung des Körpers (zum Beispiel durch erhöhte Effizienz des Schwitzens und Stabilisierung des Kreislaufsystems), die sich nach einer schrittweise steigenden Hitzeexposition einstellt.

Unser Körper kann durch einen allmählichen Prozess, der als Akklimatisierung bezeichnet wird, darauf trainiert werden, Hitzebelastung besser zu tolerieren. Dabei werden das Herz-Kreislausystem und das Schwitzen effizienter in ihrer Funktion, eine sichere und stabile Körperkerntemperatur zu halten.
 

Für eine solche Anpassung des Körpers ist es notwendig, ihn allmählich an die Arbeit unter Hitzebedingungen zu gewöhnen, indem die Arbeitszeit bzw. die Arbeitsschwere schrittweise über 7 bis 14 Tage bis auf das volle Pensum erhöht werden.
 

Das gilt auch für Arbeitsplatz-Rückkehrende die zwei Wochen oder länger – zum Beispiel aufgrund von Urlaub oder Krankheit – nicht da waren.

Vorgesetzte müssen diese Notwendigkeiten kennen und wissen, dass neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den ersten 14 Tagen auch in dieser Hinsicht stärkerer Aufmerksamkeit bedürfen.
 

Grundsätzlich sollte die Zeit, in der unter Hitzebedingungen gearbeitet wird, schrittweise erhöht werden. Für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollte das Pensum nicht mehr als 20% pro Tag erhöht werden. Erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten mit 50% beginnen und das Pensum langsam steigern.
 

Für neue Mitarbeiterinnen und MitarbeiterFür erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
20 % des Pensums an Tag 1, danach nicht mehr als 20% Erhöhung pro Tag50 % des Pensums an Tag 1, danach nicht mehr als:
Grundsätzlich gilt die schrittweise Erhöhung der Zeit, in der unter Hitzebedingungen (schwer) gearbeitet wird. Für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollte das Pensum nicht mehr als 20% pro Tag erhöht werden.Erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten mit 50% beginnen und das Pensum langsam steigern.

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Unterweisung – Wissen ist Voraussetzung für richtiges Verhalten

Die arbeitsplatzbezogene Unterweisung ist ein zentraler Punkt, um hitzebedingte Erkrankungen bei Beschäftigten im Freien zu vermeiden.

Eine solche Unterweisung sollte insbesondere folgende Aspekte enthalten:

  • wann mit Hitzebelastung zu rechnen ist
  • welche Maßnahmen vom Unternehmen für diesen Fall vorgesehen sind (zum Beispiel Schattenspender, Anpassung von Arbeitszeit und Pausen, Reduzierung des Arbeitspensums, Kühlkleidung, Getränke etc.)
  • dass das Tragen von Persönlicher Schutzausrüstung (zum Beispiel Helm) trotzdem notwendig ist
  • welche Bedeutung die Akklimatisierung hat und wie sie umgesetzt wird
  • dass auch nicht-berufliche Faktoren (wie zum Beispiel Drogen, Alkohol, chronische Erkrankungen, Übergewicht usw.) die Anpassungsfähigkeit an die berufliche Hitzebelastung beeinflussen und dass hier gegebenenfalls der Betriebsarzt zu Rate gezogen werden sollte
  • was die Anzeichen von hitzebedingten Erkrankungen sind und die Wichtigkeit, diese frühzeitig bei sich selbst oder den Kollegen wahrzunehmen
  • wie man Erste-Hilfe leistet und – wenn nötig – weitere Rettungsmaßnahmen organisiert.
  • welche Maßnahmen von den Beschäftigten zum eigenen Schutz getroffen werden können (zum Beispiel ausreichend Wasser trinken)

Mitarbeitende mit unterschiedlichen Sprachen sowie wechselnde und weit von der Firmenzentrale entfernte Arbeitsplätze können bei der Unterweisung Extra-Herausforderungen darstellen.
 

Vorgesetzte sollten darüber hinaus in folgenden Punkten unterwiesen werden:

  • wann die Gefährdungsbeurteilung bezüglich Hitze aktualisiert werden muss und zusätzliche Maßnahmen getroffen werden sollten
  • welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eventuell einer besonderen Aufmerksamkeit oder Überwachung bei Hitze bedürfen
  • wie man eine angemessene Akklimatisierung durchführt
  • dass eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr bei den Mitarbeitenden gewährleistet ist und hierzu – gerade auch bei zeitkritischen Abläufen – regelmäßige Trinkpausen vorgesehen werden müssen
     
Helle Urinfarbe zeigt einen guten Flüssigkeitshaushalt an. Ist die Farbe dunkler, sollte unbedingt mehr getrunken werden.
  • Bildquelle: NIOSH

Wussten Sie, dass die Farbe des Urins Flüssigkeitsmangel anzeigt?


Ob der Körper genügend mit Flüssigkeit versorgt ist, kann man selbst an der Farbe seines Urins erkennen.

Die Urinfarbe ist für die meisten Menschen mit normal blassgelben bis bernsteinfarbenen Urin ein guter Indikator für den Flüssigkeitsstatus ihres Körpers.

Sie kann jedoch auch durch Ernährung (zum Beispiel Rote Bete), Medikamente und Krankheiten beeinflusst werden.